Basics
Als Divertikel bezeichnet man Ausstülpungen (Taschenbildung) von Dickdarmschleimhaut durch die Darmmuskulatur nach aussen. Die häufigste Lokalisation betrifft die letzten 30 cm des Kolons vor dem Mastdarm (Rektum), das sogenannte Sigma. Die Divertikulose ist vor allem in den westlichen Ländern häufig, im Osten kommt sie seltener vor und ist in Afrika sehr selten. Die Ursache ist multifaktoriell. Eine Hauptursache liegt in der Ernährung mit faserarmer Kost. Weitere Faktoren sind ein erhöhter Druck im Darmlumen und eine Schwäche der Darmmuskulatur mit zunehmendem Alter. Die Divertikelkrankheit beginnt in der Regel erst ab dem 40. Lebensjahr.
Symptome
Die meisten Patienten verspüren keine Symptome. Andere klagen über Stuhlunregelmässigkeiten, intermittierende Bauchkrämpfe, Blähungen und Ziegenkotstuhl. Wesentliche Beschwerden treten in der Regel erst im Rahmen von Komplikationen auf.
Folgekrankheiten
- Divertikulitis: Die häufigste Komplikation der Divertikulose ist die Entzündung eines oder mehrerer Divertikel. Sie ist Folge einer Mikroperforation im Bereiche eines Divertikels mit Austritt von Darmbakterien in die Umgebung. Die bakterielle Entzündung umfasst die Darmwand und das umgebende Fettgewebe. Bei sehr ausgeprägter Entzündung kann sich im Fettgewebe ein Abszess ausbilden. Die Divertikulitis äussert sich als heftiger akuter und anhaltender Schmerz im linken Unterbauch. Nach einigen Stunden tritt meist Fieber auf.
- Perforation: Bei einer grösseren Perforation eines Divertikels, tritt Stuhl aus dem Darm aus und verteilt sich im Bauchraum. Die Perforation manifestiert sich als sehr heftiger Schmerz im linken Unterbauch, der sich dann rasch auf den weiteren Unterbauch oder den ganzen Bauch ausdehnt. Es kommt rasch zu hohem Fieber und Schüttelfrost. Es handelt sich um eine Notfallsituation, die eine sofortige Spitaleinweisung nötig macht.
- Stenose: Bei der Abheilung einer Divertikulitis kann es zu Narbenbildung mit Einengung des Darmlumens kommen. Dies manifestiert sich in Passagestörungen des Stuhls mit Verstopfungskrämpfen, Blähungen und Bleistift dünnem Stuhl.
- Blutung: Bei der Divertikelblutung handelt es sich um eine akute Blutung. Die Blutung kann bedrohlich sein, vor allem da es sich meist um ältere Patienten handelt. Ein Teil der Blutungen kommt spontan zum Stillstand . Vereinzelt ist es möglich, die Blutung endoskopisch zu stillen. Bei wiederholten oder unstillbaren Blutungen ist gegebenenfalls ein chirurgischer Eingriff mit Darmresektion nötig.
Therapie
Die Beschwerden der Divertikulose können mit faserreicher Kost oft etwas gebessert werden. Die akute Divertikulitis muss mit Antibiotika behandelt werden. Bei wiederholten Schüben, in der Regel nach zwei heftige Schüben, wird die chirurgische Sigmaresektion empfohlen. Dies vor allem auch, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Divertikulitische Abszesse werden in der Regel zunächst ebenfalls antibiotisch behandelt. Bei grösseren Abszessen muss oft zusätzlich eine Ultraschall oder CT gesteuerte Drainage nach aussen angelegt werden. Die chirurgische Darmresektion wird dann erst nach Ausheilung der Divertikulitis und des Abszesses durchgeführt. Bei Stenosen, die chronische Beschwerden verursachen, ist ebenfalls die Sigmaresektion notwendig.